An einem schönen, sonnigen Morgen im Sommer gingen Kasperl und sein Freund Seppel in den Wald. Die Vögel sangen vor Freude in allen Bäumen. Die Sonne versuchte mit ihren langen Strahlen den Waldboden zu erreichen, blieb aber ab und zu an den stacheligen Ästen der Bäume hängen. So entstanden immer wieder kleine helle Sonneninseln auf den herabgefallenen braunen Tannennadeln und dem weichen grünen Moos des Waldes. Die beiden Freunde bemerkten dies aber gar nicht, denn sie waren damit beschäftigt, ein Lied zu dichten.
„Wenn Sonne scheint, und Vögel zwitschern, lässt das Licht den Wald auflichten, dann wollen wir spazieren geh ‘n und was Schönes dichten…“ so dichtete Kasperl und sang dazu. Da fiel Seppel ein: „Wenn Kasperl seinen großen Zeh‘ in das Wasser streckt, zwickt ihn gleich ein frecher Krebs, und schon ist er wieder weg…” Kasperl lachte und sauste hinter Seppel her. Er rief: „Du frecher Kerl, lass du dich von mir zwicken! Na, ob sich das alles wirklich reimt, was wir da gerade so zusammendichten! Ach egal, aber Spaß macht es so herrlichen Quatsch zu machen!“
Sie flitzten lachend zwischen den Bäumen hin und her, dabei stolperte Seppel über einen Stock und fiel der Länge nach auf den weichen Waldboden hin. Im gleichen Moment aber stieß sich Kasperl die lange Nase an und fiel auch auf seinen Hosenboden. Verwundert schauten sie das große, runde Ding an, das zwischen ihnen auf der Erde lag. Es war rund, weiß, mit einigen bunten Flecken und einen Kopf größer als die beiden Freunde. Kasperl rieb sich seine Nasenspitze und sagte: „Was liegt denn da, das gehört doch nicht hier in unseren Wald?“ Und Seppel murmelte ganz nachdenklich: „Für ein Vogelei ist es viel zu groß, da könnte ja vielleicht ein großes, wildes Biest herausschlüpfen, das sehr gefährlich ist. Komm lass uns gleich nach Hause laufen!“ Kasperl aber beruhigte ihn: „Nein, nein Seppel, du brauchst dich nicht zu fürchten, ich bin ja bei dir. Und wenn die Schale aufspringt, können wir ja immer noch schnell davon laufen!“ Er strich mit seinen Fingern über die Schale. Es fühlte sich ganz rau an, so dass die Finger beinahe über die Eierschale sprangen. Er legte sein Ohr an die Schale und lauschte. „Ob ich etwas hören kann? Du Seppel stell dir vor, da klopft von innen etwas gegen die Schale! Komm schnell Seppel! Wir laufen schnell nach Hause und holen deine warme Schafwollecke. Wir decken das Ei damit zu, dann liegt es ganz mollig und warm und so brüten wir das Ei aus!“ Seppel hatte noch immer Bedenken: „Meinst du nicht, wir sollten schnell nach Hause laufen und uns verstecken? Wir wissen ja nicht, was da drin klopft! Ich merke schon wie meine Knie ganz zitterig werden vor Angst!“ Aber Kasperl lief schon voraus und so folgte Seppel ihm mit langen Schritten.
Die beiden hatten gar nicht bemerkt, dass der große Zauberer Horakel sie die ganze Zeit über belauscht hatte. Hurtig lief der jetzt zu dem großen Ei. Er flüsterte: „Ha, ha, ha gut, dass keiner so schlau war und das Ei bewacht hat. Jetzt kann ich es in mein Zauberschloss mitnehmen! So etwas Seltsames kommt mir gerade recht! Schnippschnappschnabelschnurz, das ist aber schwer! Doch wozu bin ich ein Zauberer und habe einen Zauberstab! Er murmelte leise und aus der Spitze des Zauberstabes sprühten kleine Sterne heraus. „Hokus pokus Mercatoribus, Zauber-Ei, so schön und groß, fliege gleich zu meinem Schloss!“
Das Ei wackelte und polterte als es sich in die Luft erhob. Über die Spitzen der Bäume flog es direkt in das Schloss hinein. Laut lachend sauste Horakel hinterher, so dass sich seine Kleidung im Wind aufbauschte!
Lieber Leser!
Kasperl und Seppel wollten ein Gedicht machen, aber das ist ihnen noch nicht so ganz gelungen. Könntest du Kasperl und Seppel beim Reimen und Dichten helfen?
Probiere es einmal aus. Welche Reimworte findest du darauf:
Sonne –Haus – Hut – Ball – Wal – Hund – Taube – Eis – Rose – Leiter – Hand
Und dann kannst du dichten:
Wer kommt langsam um die Ecke? Eine Gans
Das ist doch die ……. mit Namen ………
Da findest du sicher noch viele andere Gedichte!
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